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Abriebsex

Eine durchzechte Clubnacht neigt sich langsam dem Ende zu. Deinem hohen Alkoholpegel hat das aber noch keinen Abbruch getan und der euphorischen Stimmung erst recht nicht. Jetzt einfach allein nach Hause gehen und Zeit mit dir selbst verbringen, bis du irgendwann einschlafen kannst? Keine verlockende Vorstellung. Und wenn du ehrlich bist, ist der Anblick von so vielen schönen und leicht bekleideten Menschen im Club auch nicht spurlos an dir vorbeigegangen. Außerdem ist der letzte Sex auch schon wieder eine ganze Weile her…Warum also nicht die hübsche Brünette, mit der du schon eng getanzt hast oder den heißen Barkeeper, der dir immer wieder zulächelt, fragen, ob man den Abend nicht gemeinsam ausklingen lassen will? Ein One-Night-Stand ist ein klassisches Beispiel für Abriebsex. Denn der Sex ist hier relativ unabhängig von der Person, da es im Grunde lediglich um die eigene Bedürfnisbefriedigung geht. Neben der Geilheit, soll auch das Bedürfnis nach Nähe durch den Sex gestillt werden. Das spielt vor allem bei Menschen eine Rolle, in deren früheren Beziehungen Kuscheln nicht unabhängig von Sexualität kultiviert wurde. Was scheint für diese Menschen also die einzige Möglichkeit zu sein, um körperliche Nähe zu erfahren? Richtig, mit jemand anderem zu schlafen.

Warum haben wir Abriebsex?

Sex fühlt sich gut an, klar (Zumindest wenn die Person, die man abgeschleppt hat, gute Skills mitbringt). Aber was sich auch gut anfühlt, ist die Bestätigung, die eine solche sexuelle Erfahrung mit sich bringt. Schließlich war ich es wert, dass sich der sexy Barkeeper oder die schöne Brünette ausgerechnet für mich entschieden hat. Es ist also nicht verwunderlich, dass ein sehr hoher Bodycount oft mit einem eher geringen Selbstwertgefühl einhergeht. Fühlt man sich selbst im tiefsten Inneren nicht liebenswert, kann Sex mit vielen Menschen zu haben eine Möglichkeit sein, das Ego von außen zu pushen und sich selbst aufzuwerten. Drei Mal darfst du raten, ob das eine nachhaltige Methode ist, deinen Selbstwert zu erhöhen? Wohl kaum. Wenn du immer nur nach der Bestätigung im Außen suchst, aber nicht an deinen eigenen Themen arbeitest, wirst du immer das Gefühl haben, du bist nicht gut genug. Selbst wenn du mit 300 Frauen oder Männern geschlafen hast.

Verteufeln wollen wir Abriebsex aber auch nicht. Denn manchmal will man eben keine emotionale Tiefe oder Verbundenheit, sondern einfach nur bimsen. Und das ist auch völlig in Ordnung. Zumindest wenn beide dasselbe wollen. Erhoffst du dir von jemandem aber im Grunde mehr als reinen Abriebsex, dann sei ehrlich zu dir selbst und versuch vor den (oft sehr offensichtlichen) Zeichen nicht die Augen zu verschließen. Will er sich immer nur bei dir zu Hause treffen und versucht nach kurzem Smalltalk immer direkt Sex einzuleiten? Dann ist der Sex vermutlich der einzige Grund, wieso er sich überhaupt mit dir trifft. Hat sie nach dem Sex kein Bedürfnis mehr mit dir zu kuscheln oder generell Zeit zu verbringen? Dann geht es ihr höchstwahrscheinlich mehr darum, dass du sie zum Kommen bringst als um deine Persönlichkeit. Klingt hart? Ist es auch. Aber dann bist du besser beraten, dir jemanden zu suchen, der dich deinetwegen bimsen will und der nicht nur einem kurzzeitigen guten Gefühl hinterherjagt.

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Nähesex

Du bist total verliebt in deinen neuen Freund oder deine neue Freundin und bei jedem Kuss und jeder Berührung kribbelt dein Bauch wie verrückt. Du kannst deinem Gegenüber gar nicht nah genug sein und am liebsten würdest du einfach in deinen Liebsten oder deine Liebste hineinkriechen. Dieser oft sehr liebevolle und gefühlvolle Nähesex entsteht für gewöhnlich in Verliebtheitsphasen. Auch tief in die Augen schauen und genussvolles Riechen an der anderen Person darf hier nicht fehlen. Schließlich will man so viel von dem anderen wahrnehmen und aufsaugen wie nur möglich. Denn es geht in dem Moment nur um das eine: den Menschen, mit dem man schläft, wirklich zu spüren. Ganz anders als beim Abriebsex schläft man also nicht nur mit dem Körper, sondern mit der Person als Ganzes.

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Gewohnheitssex

Du bist schon viele Jahre mit deinem Partner oder deiner Partnerin zusammen oder triffst dieselbe unverbindliche Freundschaft+ schon seit sehr langer Zeit. Da ist eine Sache nahezu unvermeidbar: langsam schleicht sich die Gewohnheit in euer Sexleben ein und der Sex läuft jedes Mal nach Schema-F ab. Warum auch etwas ändern, wenn ihr doch beide ganz genau wisst, was ihr tun müsst, um dem anderen das zu geben, was er oder sie braucht. Auf der einen Seite ist es praktisch, dass euer Gegenüber den vollen Durchblick hat, welche Knöpfe bei euch gedrückt werden müssen. Aber auf der anderen Seite ist diese Vorhersehbarkeit vor allem eins: langweilig. Denn die Leidenschaft, die unter anderem durch das Unbekannte und damit auch Aufregende angefacht wird, bleibt beim Gewohnheitssex meist auf der Strecke. Am Ende geht es nur darum, das Grundbedürfnis nach Sexualität zu erfüllen. Strenggenommen ist diese Variante von Sex also gar nicht so weit weg vom stumpfem Abriebsex. Und das, obwohl die emotionale Basis, die man zueinander hat, natürlich eine ganz andere ist. Aber das Unerotischste am Gewohnheitssex ist wohl, dass man ihn manchmal einfach hinter sich bringen will. Es ist wie ein Essen, nach dem man zwar keine Gelüste hat, von dem man aber weiß, man kann es in nur 20 Minuten zubereiten und es sättigt einen so weit, dass der Hunger erstmal weg ist. Das klingt nicht schön? Ist es auch nicht. Aber befriedigend.

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Sex aus Liebe

Du bist in einer gut funktionierenden, harmonischen Beziehung und liebst deinen Partner oder deine Partnerin aus vollem Herzen für die Person, die er oder sie ist. Wenn aus diesem Gefühl der Liebe für den anderen und der Dankbarkeit, dass du deine Lebenszeit mit ihm oder ihr verbringen kannst, Sex entsteht, dann handelt es sich um Sex aus Liebe. Man schläft also weder wegen der reinen Bedürfnisbefriedigung noch wegen des Verlangens, die Schmetterlinge im eigenen Bauch zum Kribbeln zu bringen, miteinander. Sex ist in diesem Fall vielmehr der Ausdruck der tiefen Verbundenheit, die man zueinander spürt. Da es für einen nur noch diese eine Person gibt, mit der man wie mit dem passenden Puzzlestück ineinandergreift, ist diese Art von Sex wohl die intensivste von allen.